Kath. Gemeinde St. Markus

in Frankfurt - Nied "Mit Gott für die Welt"

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Manger Ruben kl 300x200Der heutige Tagebucheintrag ist von: Gemeindereferent Ruben Manger (Foto)

Befreiung

Der 15. April ist ein Tag, der für mich und viele andere von großer Bedeutung ist. Vor allem weil Heute vor 75 Jahren das Konzentrationslager Bergen-Belsen befreit wurde. Anne Frank, die in Frankfurt geboren wurde in diesem Lager ermordet. Ihr Tagebuch gibt uns einen Eindruck von der Grausamkeit, zu der Menschen in der Lage sind. (Wer es noch nicht gelesen hat, sollte das in der Zeit zuhause unbedingt nachholen.)

Es gibt aber noch ein zweites Ereignis, das zeitlich näher liegt und das viele von ihnen vielleicht direkter im Bewusstsein haben. Bei mir zumindest ist das so. Als ich vor einem Jahr spät abends nach Hause kam und den Fernseher einschaltete sah ich auf allen Sendern die Livebilder aus Paris. Was dort zu sehen war schockte mich. Die brennende Kathedrale Notre-Dame in Paris.
Ich kenne und bewundere diese Kirche seit meiner Kindheit, nicht umsonst steht sie in einem Nachbau in meinem Büro. Auch wenn ich als Kind noch nicht mit der historischen und architektonischen Bedeutung von Notre-Dame vertraut war, beeindruckte mich an diesem Bauwerk die schlichte Größe, aber vor allem das Farbenspiel, wenn man im Inneren steht und die Sonne durch das große Rosettenfenster einstrahlt.
Notre Dame Lego 1„Was war dort geschehen? War es ein Unfall? War es ein Anschlag?“, das waren nicht die Fragen, die ich mir und andere sich zuerst stellten. Da war zuerst einfach nur die Trauer.
10 Jahre zuvor, war ich das letzte Mal in Paris gewesen. Ich musste damals, auf dem Weg mit dem Zug nach Saint-Jean-Pied-de-Port (Pyrenäen) in Paris umsteigen und den Bahnhof wechseln. Das einzige Ziel in Paris war damals die Kathedrale Notre-Dame. Mehr als der Eifelturm, der Louvre oder all die anderen sehenswerten Gebäude in Paris ist Notre-Dame für mich das „Muss“, wenn ich Paris besuche.
Inzwischen weiß ich zwar, dass auch andere Kirchen ein beeindruckendes Lichtspiel haben, aber ich glaube, es ist nicht nur das, was mich an Notre-Dame so fasziniert. All die Geschichte, die Menschen, die ich damit verbinde, die Bauleute, die zum großen Teil niemals das fertige Bauwerk gesehen haben, all die Menschen, die dort zu Gott gebetet haben in Trauer, Leid, Angst, die dort ihren Dank, ihr Lob und ihren Preis vor Gott gebracht haben und viele, viele mehr.
Dieses Gebäude stand nun in Flammen. Und es war nicht die Kunst, um die die Menschen in Trauer waren. Es war das Wahrzeichen der Stadt und des Landes, um das sie trauerten. Ein Ort, an dem das Land sich festmachte. Keine Revolution oder Krieg hat dieses Monument infrage gestellt. (Lese- bzw. Hörempfehlung: Notre Dame, eine kurze Geschichte über die Bedeutung von Kathedralen von Ken Follett. Im Deutschen leider nur als Hörbuch. Original auf französisch und englisch)
Am 26. August, zwei Tage nachdem die alliierten Panzer Paris zurückerobert hatten, ließ Charles de Gaulle in Notre-Dame – noch im Kugelhagel – einen Dankgottesdient feiern, in dem auch der Lobgesang Mariens, der Patronin der Kirche, erklang.
In diesem heißt es „Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.“. (Gotteslob 631,4)
Auf dieses Erbarmen dürfen auch wir in dieser aktuellen Katstrophe vertrauen. Und wir können darauf hoffen, dass wir schneller wieder in unseren Alltag zurückkehren, das wir befreit werden von dem Schwert, das über uns allen schwebt, als Notre-Dame wieder in seiner vollen Pracht dastehen wird.

Ruben Manger

Eine Bitte: Nicht alle unsere Gemeindemitglieder haben die Möglichkeit, unser Tagebuch online zu verfolgen. Falls Sie jemanden kennen, der nicht im Internet ist: Drucken Sie den Text aus und bringen sie ihn (vielleicht bei einem Spaziergang?) vorbei. Vielen Dank!

 

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