von Rolf Müller
Erste Schritte zum „echten Leben“
„Ich war in einem Restaurant gewesen!“ – so hat es mir eine Frau letzte Woche ganz begeistert erzählt; „das hat so gut getan!“ Ihre begeisterte Geschichte reiht sich ein in die vielen Zeichen der Entspannung, die ich wahrnehme: Der fallende Inzidenzwert, immer mehr Geimpfte und Genesene, lockere Regeln in den Städten und in den Geschäften. Ich und viele andere hoffen, dass das Licht am Ende des Tunnels immer größer wird.
„Zurück ins echte Leben?“, so hat es dazu passend die Zeitschrift „Die Zeit“ in ihrer letzten Ausgabe betitelt. An diesem Titel fand ich besonders das Fragezeichen am Ende der Überschrift gut. Denn ich frage mich: Was ist das „echte“ Leben? Natürlich ahne ich, was die Autor*innen in der Zeitung wohl gemeint haben könnten. Da geht es um die Dinge, die uns vor der Pandemie so vertraut waren: Das Treffen mit vielen Menschen, die Nähe zu anderen Menschen und vieles andere mehr. Darauf freue ich mich auch. Aber ich denke mir, dass die letzten anderthalb Jahre auch „echtes“ Leben waren. Denn zum echten Leben gehören für mich Zeiten der Krise dazu. Krankheit, Schwachheit, Sorgen um die Gesundheit und der Umgang mit Trauer sind ein Teil davon. Ein Zurück zum „echten Leben“ kann und wird nicht bedeuten, nur die Sonnenseiten des Lebens wiederzuhaben. Die Welt nach der Pandemie wird kein Paradies sein.
Im Christentum ist die Erfahrung von Leid ein Teil des echten Lebens. Jesus ist selbst ist in besonderer Weise den Kranken und Ausgesetzten begegnet und ist seinen Leidensweg gegangen. Er hat uns Wege aufgezeigt, wie man in dieser nichtparadiesischen Welt leben soll. Dazu gehören Aufmerksamkeit, Barmherzigkeit, Sorge um die Schwachen genauso dazu wie das beständige Eintreten für eine bessere Welt an der Seite der Armen. Vieles genau davon habe ich in der Zeit der Pandemie erleben dürfen: Zeichen der Barmherzigkeit, zum Beispiel das Sonntagmittagesssen Woche für Woche am Josefshaus in Griesheim. Die Aktionen zu Misereor und Renovabis in unseren Gemeinden, die auch in der Krisenzeit deutlich gemacht haben, dass nur mehr Gerechtigkeit und ein verantworteter Umgang mit der Schöpfung zu einer lebenswerten Welt führen können. Oft habe ich auch Menschen in unseren Gemeinden gesehen, die sich – manchmal ganz im Verborgenen – um andere gekümmert haben; und sei es nur durch einen persönlichen Anruf oder einen handgeschriebenen Brief.
Dieses Handeln gehört für mich zum echten Leben genauso dazu wie all die Freiheiten, die wir hoffentlich bald wiedererlangen werden. Wer so handelt, der ist im wirklich echten Leben mit all seinen Höhen und Tiefen immer auf einem guten Weg. Ich glaube, in diesem Handeln ist der Geist Gottes spürbar, der dafür steht, was Jesus uns heute im Evangelium zum Dreifaltigkeitsfest mitgibt: „Seht ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt.“ (Mt 28, 20)
Pfingstsonntag, 23. 05. 2021
Am Abend des ersten Tages der Woche,
als die Jünger aus Furcht vor den Juden
bei verschlossenen Türen beisammen waren,
kam Jesus,
trat in ihre Mitte
und sagte zu ihnen: … Empfangt den Heiligen Geist! (Johannes 20, 19-22)
Pfingsten zur Coronazeit 2021,
viele Türen sind noch verschlossen, die Angst ist auch da.
Wir sind in einer ähnlichen Situation wie damals in Jerusalem und vermissen vieles, was unser Leben lebendig macht: Freunde besuchen, Familien Treff ohne Abstand und Sorgen, Feste feiern, mit Menschen in Kontakt kommen, und …
Schafft die 2. Impfdosis uns wieder den Mut zu schenken, ein volles Leben zu führen?
Trotz das 97% medizinische Sicherheit, vieles ist noch in Unkenntnis.
Ich kenne die Worte, die damals in Jerusalem hinter verschlossenen Türen gesprochen wurden, die den Mut schenkten, dass die Jüngerinnen und Jünger ihr Leben neu anfangen konnten mit voller Freude und Stärke.
“Friede sei mit euch”
“Empfangt den Heiligen Geist”
Liebe Leserinnen und Leser,
Heute hören/lesen wir dieses Wort auch,
Lasst uns einen Augenblick Zeit, nach Möglichkeit mit geschlossenen Augen, nehmen und spüren, wie der Heiliger Geist zu Dir und mir kommt.
Eine Stimme im Herzen ist zu hören „Friede sei mit Dir“.
Gottes Geist schenkt uns Gemeinschaft, keiner soll einsam leben.
Gottes Geist schenkt uns die Kraft, keiner soll in Angst und Furcht bleiben.
Gottes Geist schenkt uns das Vertrauen, alles wird wieder gut sein.
Gemeinsam beten wir die Worte des Liedes Komm, Heil’ger Geist
Komm, Heil’ger Geist, der Leben schafft,
erfülle uns mit deiner Kraft.
Dein Schöpferwort rief uns zum Sein:
Nun hauch uns Gottes Odem ein.
Komm, Tröster, der die Herzen lenkt,
du Beistand, den der Vater schenkt;
aus dir strömt Leben, Licht und Glut,
du gibst uns Schwachen Kraft und Mut.
Dich sendet Gottes Allmacht aus
im Feuer und in Sturmes Braus;
du öffnest uns den stummen Mund
und machst der Welt die Wahrheit kund.
Entflamme Sinne und Gemüt,
dass Liebe unser Herz durchglüht
und unser schwaches Fleisch und Blut
in deiner Kraft das Gute tut.
Die Macht des Bösen banne weit,
schenk deinen Frieden allezeit.
Erhalte uns auf rechter Bahn,
dass Unheil uns nicht schaden kann.
Lass gläubig uns den Vater sehn,
sein Ebenbild, den Sohn, verstehn
und dir vertraun, der uns durchdringt
und uns das Leben Gottes bringt.
Den Vater auf dem ew’gen Thron
Und seinen auferstandnen Sohn,
dich, Odem Gottes, Heil’ger Geist,
auf ewig Erd’ und Himmel preist.
Amen.
Damit wünsche ich Ihnen von Herzen gesegnete Pfingsten.
Berufung
Was ist Ihre Berufung? Wohin hat Sie der Ruf Jesu geführt? „Komm, folge mir nach!“, diese Einladung ergeht an jede und jeden von uns. Wir alle haben unsere je eigene Berufung und diese gilt es im Lauf unseres Lebens zu entdecken und zu leben. Jesus ruft uns ihm nachzufolgen im eigenen Leben, in der Weise wie wir leben, in den beruflichen Zusammenhängen, in den unterschiedlichen Lebenssituationen.
Heute soll es um eine der vielen möglichen Berufungen gehen. Ich lese zur Zeit mit großem Interesse das Buch von Sr. Philippa Rath, Benediktinerin in St. Hildegard, Eibingen „Weil Gott es so will, Frauen erzählen von ihrer Berufung zur Diakonin und Priesterin“. Darin wird sehr deutlich, dass es zu eng gedacht ist, wenn Berufung zum Priester nur auf Männer bezogen wird. Letzteres ist ein Kirchengesetz, festgelegt in einer Gesellschaft, die männlich geprägt war. Durch diese Einschränkung geht der Kirche, der Gemeinschaft der Glaubenden so viel verloren!
Sr. Philippa: „Mein Ziel ist es dabei zunächst einmal, der „Männerkirche“, aber auch vielen Frauen, die das Thema „gleicher Zugang für alle zu Diensten und Ämtern der Kirche“ immer noch als “Machthunger aufmüpfiger Frauen“ diffamieren, vor Augen zu führen, welches Potential an Berufungen, an Geistkraft und an Charismen der Kirche und den Gläubigen über viele Jahrhunderte vorenthalten wurde und immer noch wird. Ich möchte zum Nachdenken anregen, ja, auch Erschütterung auslösen und ein Bewusstsein dafür erzeugen, wie überfällig eine Kursänderung und Erneuerung in dieser Frage ist.“
Kirche braucht Wandel, Veränderung, Erneuerung, keinesfalls nur in der Frage des Zugangs zu den Ämtern, sondern in ganz grundlegenden Fragen des Kirche-Seins in der Welt von heute. Aber diese Frage ist eben auch ein Teil davon und ohne eine Öffnung aller Ämter für Frauen bleibt die Kirche unglaubwürdig.
Was haben diese Fragen mit der Berufung jeder und jedem von uns zu tun? Nun, wir sind Teil der Kirche und gestalten sie mit, in unseren Taten und Worten, in der Weise, wie wir meinungsbildend agieren.
Und, es bleibt immer die Frage nach der eigenen Berufung. Im Evangelium dieses Sonntags sagt Jesus in den Abschiedsreden seinen Jünger*innen: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.“ Joh 15, 16
Das ist doch eine Perspektive! - Für uns selbst und unsere eigene Berufung und für das, was sich in der Gemeinschaft der Glaubenden entwickeln, verändern wandeln kann, soll und muss!
Monika Stanossek
Schaut hin….. MK 6,38
Ökumenischer Kirchentag 2021 in Frankfurt
An diesem Wochenende findet der ökumenische Kirchentag statt, mit dem Motto „Schaut hin…“ Mk 6,38. Das Wort ist, ein Aufruf an die Jünger. Die Situation: 5000 Menschen haben Jesu Worten zugehört und sind nun hungrig. Anstatt die Menschen wegzuschicken sagt Jesus zu seinen Jüngern, dass sie bei sich selbst nachsehen sollen. „Schau hin,…“ was kannst Du beitragen. Es geht Jesus um nicht mehr und um nicht weniger, als darum, mit einem guten Herzen zu schauen, was jeder einzelne zur Lösung der Situation beitragen kann.
Wir wissen, wie die Geschichte ausgeht. Ein Junge macht den Anfang und bringt 5 Brote und 2 Fische ein. Was haben wohl die anderen, die dabei waren und den guten Willen des Jungen sahen noch eingebracht und geteilt? Am Ende ist so viel da, dass nicht alles gegessen werden kann.
„Schau hin,…“ wird zu einem mutmachenden Wort, das Jesus an seine Jüngern richtet.
„Schaut hin,…“ ist auch für uns Christen aller Konfessionen ein Wort, das Jesus an uns richtet. Es sind viele Fragen, die in unseren Kirchen und in unserer Gesellschaft nach Antworten suchen und nach Menschen, die hinschauen, die die Probleme verstehen und konkret das beitragen, was sie dazu geben können.
In unserer katholischen Kirche sind das Fragen, wie die, die auf dem Synodalen Weg besprochen werden, z.B. …
….nach der Gleichberechtigung von Frauen und deren Zulassung zu den
Weiheämtern,…
…nach einem angemessenen Umgang mit und der Aufarbeitung von
Missbrauchsdelikten,…
…einer Reform der Machtstrukturen, die Missbrauch verhindert,…
…dem Segen für gleichgeschlechtliche Paare,…
…einer Reform der kirchlichen Sexualmoral,…
…und vielem mehr
Auch für das Zusammenleben der Christen, für die Ökumene und das Zusammenleben mit Menschen anderer Religionen gilt das Wort Jesus: „Schaut hin…“. Versucht zu verstehen, wovon die und der andere lebt. Habt Respekt voreinander. Unterstützt Euch in der Suche nach dem guten Leben, das Gott einem jeden Menschen geschenkt hat. „Schau hin,...“, schau mit gutem Herzen hin und sieh was Du dazu beitragen kannst.
Der Ökumenische Kirchentag öffnet für uns die Möglichkeit gemeinsam darüber nachzudenken, zu sprechen und zu handeln. Der ökumenische Kirchentag endet zwar an diesem Sonntag, sein Motto „Schaut hin…“ hat jedoch eine Bedeutung, die weit über dieses Wochenende hinaus reicht.
Foto: Harald Stuntebeck
Harald Stuntebeck
von Juraj Sabados
Mai – Marienmonat
Der Mai ist ein Frühlingsmonat und die Natur erwacht zum Leben. Die Kirche gedenkt in diesem Monat der Gottesmutter Maria, der Mutter Jesu – sie ist schließlich ein Inbegriff des wachsenden Lebens.
Maria steht den Menschen nahe. Versuchen wir besonders in diesem Monat unsere Anliegen im Gebet zu ihr bringen.
Licht im Dunkel
Maria, ich erzähle dir, was ich erlebt habe:
Schönes und Schweres,
Belangloses und Wichtiges,
helles und Dunkles.
Ich erzähle es dir.
Schwierigkeiten bleiben Schwierigkeiten.
Aber das Vertrauen auf dich gibt Ruhe.
Du sorgst für mich.
Das ist dann so, wie wenn jemand in einem
Dunklen Raum das Licht anknipst.
Manchmal ist es dunkel und einsam um mich,
und ich falle, weil ich weiß, dass es dunkel ist.
Du gibst mir Halt, denn du bist einfach da.
Du nimmst Anteil an dem, was mich bewegt.
Du wendest dich mir liebevoll zu.
Oft verdränge ich dich,
weil ich zu sehr mit mir beschäftigt bin,
weil ich das Sehen verlernt habe,
weil ich niemandem um Hilfe bitten möchte.
Es reicht, wenn ich an dich denke,
dann wird in meinem Inneren das Licht angeknipst,
dann erfüllt dein Strahlen die Nacht,
dann durchdringt deine Wärme die Kälte,
dann bekomme ich neue Energie,
dann geht glauben fast wie von alleine,
dann bekommt Gott in meinem Herzen wieder Raum.
(von Birgit Maier, Schönstatt-Bewegung)